Bist Du in der Opferhaltung gefangen?

„Ich hätte ja …, wenn ….“ oder „Wenn nicht das und das wäre, hätte ich ja …“ – Es passiert uns allen, dass wir solche Gedanken haben, oder? Genau das wird Opferhaltung genannt.

Wir finden Gründe, um nicht aktiv die Verantwortung zu übernehmen, sondern eher in eine passive Haltung zu gehen. Etwas oder jemandem die Schuld dafür zu geben, dass wir Vorhaben nicht umsetzen oder Umstände nicht verbessern.

Der Grund: Erlernte Hilflosigkeit – anders ausgedrückt: Die Opferhaltung.

Die sogenannte „erlernte Hilflosigkeit“ wurde in den 1970er Jahren von dem amerikanischen Psychologen Martin E.P. Seligmann geprägt. Damals zeigte er mittels Konditionierungsversuchen mit Hunden, dass diese bei der Aussetzung auf nicht vermeidbare, unkontrollierbare aversive Reize nicht durch aktive Vermeidung versuchten zu entgehen, sondern sie passiv hingenommen haben.

Dies lässt sich auch auf uns Menschen übertragen. Wir fühlen uns oft hilflos und nicht in der Lage, etwas zu ändern oder einer Situation zu entgehen. Wir gehen schnell davon aus, dass wir bestimmte unangenehme Zustände nicht ändern können, obwohl es von außen betrachtet doch möglich wäre.

Diese selbst auferlegte Passivität oder das Verharren in einer bestimmten Situationen führt Seligmann auf frühere Erfahrungen der Hilf- und Machtlosigkeit zurück. Dies kann geschehen, wenn wir durch traumatische Ereignisse geprägt werden. Oder wenn wir gelernt haben, dass „sich wehren“ sinnlos ist. Die Folge ist: Wir verharren in einer schwierigen Situation anstatt die Umstände zu ändern oder gar zu verbessern.

Für mich ist es letzten Endes zweitrangig, woher diese Haltung kommt. Wichtig ist, dass wir es wahrnehmen, wenn wir dazu neigen, diese einzunehmen. Denn immer wieder passiert es uns, dass es wesentlich einfacher ist, zu jammern und Ausreden zu formulieren, als aktiv zu werden und Lösungen zu suchen.

Wenn Du diese Opferhaltung an Dir selber feststellst, dann bewerte Dich nicht negativ! Fühle Dich nicht schlecht deswegen und gib Dir auch daran nicht wieder sofort die Schuld. Sei milde mit Dir.

Du musst Dich auch nicht schämen deswegen, denn dieses Verhalten hat einen biologischen Hintergrund: Es geht hier ums Überleben. Dein Körper signalisiert Dir, dass er mit diesem Verhalten schon einmal „überlebt“ hat und will dies natürlich erneut auf diese Art umsetzen.

Doch solltest Du daran arbeiten, diesen Zustand zu überwinden! Und hier ist die gute Nachricht:

Die Opferhaltung lässt sich auch wieder verlernen!

Wie also kannst Du Dein Verhalten ändern und aus der Opferhaltung aussteigen? Fang an, Dein Leben aktiv in die Hand zu nehmen. 

1) Akzeptiere Dich so, wie Du bist und habe Mitgefühl für Dich selbst. Nimm die Dinge nicht persönlich und gib nicht Dir die Schuld, sondern bedaure Dich auch gerne für das, was Du in der Vergangenheit erlebt hast. Schäme Dich weder für das Erlebte, noch für den Schmerz, den es Dir bereitet (hat). Unterscheide hier aber zwischen Mitleid und Mitgefühl. Schenke Dir Mitgefühl, kein Selbstmitleid.

2) Beobachte Dich! Achte darauf, in welchen Situationen Du dazu neigst, Dich hilflos und klein zu fühlen. Wünschst Du Dir dann Anerkennung von bestimmten Personen? Oder gleichen sich die Situationen, in denen Du Dich dann befindest? Sobald Du diesen Zustand wahrnimmst, frage Dich: Was kann ich jetzt tun, damit es mir besser geht?

3) Konzentriere Dich auf das, was möglich ist. Mache kleine Schritte auf Deinem Weg. Versuche nicht, gleich die ganze Situation zu verändern, wenn diese zu mächtig ist, sondern versuche, sie Stück für Stück zu verbessern.

4) Übe immer wieder auch kleine Situationen im Alltag für Dich zu entscheiden. Übe, NEIN zu sagen. Du wirst erfahren, dass Du dann nicht weniger geachtet oder geliebt wirst. Auch wenn Du das vielleicht zunächst erwartest.

5) Übernimm Verantwortung für Dein Tun! Das heißt auch, für eigene Fehler gerade zu stehen, anstatt die Schuld bei anderen zu suchen. Flüchte Dich nicht in Ausreden. So gewinnst Du Stärke, Selbstbewusstsein und auch Selbstachtung.

6) Habe keine Angst, falsche Entscheidungen zu treffen oder Fehler zu machen. Übe dies auch immer wieder an kleinen, scheinbar unwichtigen Entscheidungen. Triff eine Entscheidung klar und deutlich und wenn sie falsch war – wachse daran, anstatt an Dir selbst zu zweifeln.

Fazit:

Suche nicht zuerst nach Gründen, warum etwas nicht geht, sondern konzentriere Dich auf die Möglichkeiten, Die Du hast!

Immer wieder, jeden Tag!

Mit der Zeit wird das immer einfacher werden und es werden sich viel mehr Möglichkeiten ergeben, als Du geahnt hast. Lass Dich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen, sondern lerne daraus.

Es lohnt sich!